Liebe Leserinnen und Leser,

es ist mir eine große Freude, euch in meiner neuen Kolumne willkommen zu heißen. Unter dem Titel “Literaturtheke” werden wir uns regelmäßig monatlich hier treffen, um in der vertrauten Umgebung unserer norddeutschen Stammbar “Woke” über verschiedenste Themen zu diskutieren, die uns bewegen.

Unsere Runde, liebevoll als “Literaturtheke” bekannt, setzt sich aus einer vielfältigen Gruppe von Persönlichkeiten zusammen, die jeweils ihre eigenen Ansichten und Erfahrungen mitbringen. Da ist zum einen Peter, ein skeptischer Lehrer, der stets mit einem kritischen Blick die Welt betrachtet. Dann haben wir Lea, eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die mit ihrer Expertise aus der Unternehmenswelt wertvolle Einsichten beisteuert. Max, ein leidenschaftlicher Gärtner, bereichert unsere Diskussionen mit seinem naturverbundenen Blick auf die Dinge. Anna, eine Ärztin, bringt nicht nur medizinisches Fachwissen, sondern auch eine empathische Perspektive in unsere Gespräche ein. Und schließlich bin ich selbst, der Autor, Teil dieser illustren Runde.

Ich bin zuversichtlich, dass unsere vielfältigen Hintergründe und Standpunkte interessante und bereichernde Diskussionen ermöglichen werden. Lasst uns gemeinsam auf eine Reise der Gedanken gehen und uns von den Themen, die uns bewegen, inspirieren lassen. Ich freue mich darauf, euch jeden Monat mit meinen Gedanken und Reflexionen zu begleiten.

Euer Jando

 

 

 Literaturtheke: Geschichten aus dem Leben

Gibt es etwas Schöneres, als sich nach einer anstrengenden Woche in einer Bar mit Freunden zu treffen und über alles zu plaudern? Genau das dachte ich mir letzten Freitag, als ich mich im “Woke” einfand, um mich mit meinen engsten Freunden zu treffen. Unter ihnen waren der Lehrer Peter, die Vertriebsmitarbeiterin Lea, der Gärtner Max und die Ärztin Anna. Irgendwann schlug Peter vor, dass wir unserer Gruppe einen Namen geben sollten. Nach einigen Bieren und ein wenig Schnaps kamen wir auf den Namen “Literaturtheke”. Der Name entstand wahrscheinlich aus unserer lebhaften Diskussion über den Autor Charles Bukowski. Obwohl wir keine großen Literaten sind, haben wir viel über “Gott und die Welt” zu erzählen. Es sind diese Gespräche, die aus dem Herzen kommen und uns verbinden, die unsere Treffen so besonders machen.

Diesmal diskutierten wir über Social Media. Peter äußerte wie immer seine Skepsis und behauptete, dass Instagram, Facebook und Co. nur Zeitfresser seien, die Menschen verdummen lassen. Er berichtete von seinen Schülern, die ständig auf ihre Handys starren und keine Kenntnisse mehr in Geschichte oder Geografie haben. Lea widersprach ihm vehement und erklärte, dass sie dank Social Media eine erfolgreiche Geschäftsfrau geworden sei. Sie freute sich darüber, dass sie täglich Hunderte von Likes und Kommentaren auf ihren Beiträgen erhält und so ständig neue Kunden gewinnt. Ihrer Meinung nach leben wir in einem neuen digitalen Zeitalter, in dem Kinder von Anfang an den Umgang damit lernen müssen. Peter stimmte ihr nur bedingt zu und betonte, dass alles seine Grenzen haben sollte und Eltern darauf achten müssten, was ihre Kinder online tun. Max stimmte ihm zu und schwärmte von seinem Instagram-Account, auf dem er gerne Selfies mit seinen schönsten gezüchteten Blumen postet. Er erzählte, dass er dadurch viele weibliche Fans gewonnen habe und sogar Heiratsanträge erhalten habe. Max betrachtet sich als echten Influencer. Er warf jedoch ein, dass er sich nicht mit diesen aufgebrezelten, durch Photoshop aufgepeppten Selbstdarstellern vergleichen möchte. Er betonte, dass er einen soliden Beruf gelernt habe und dies nur als Hobby betreibt. Im Gegensatz dazu würden die meisten Influencer dies ganz anders handhaben. Früher dachte er, dass nur junge Menschen dabei sind, aber mittlerweile sind viele in seinem Alter dabei, die ihr Leben auch mit ihren kleinen Kindern offen darstellen. Das findet er schrecklich. Er fragt sich, was die Kinder dazu sagen würden, wenn sie älter sind? Es wäre so, als würde seine Mutter die Fotoalben von früher einscannen und ins Internet stellen. Eine schreckliche Vorstellung.

Anna hatte sich wie immer alles in Ruhe angehört und gestand, dass sie Social Media kaum nutzt, da sie zu beschäftigt ist. Als Ärztin hat sie genug Stress und verbringt ihre Freizeit lieber mit realen Menschen als mit virtuellen Freunden. Auf meine Frage, ob sie nicht neugierig sei, was ihre alten Schulfreunde oder entfernten Verwandten so treiben, lächelte sie und erwiderte, dass sie lieber persönliche Gespräche mit ihren Freunden führt. Sie sieht in ihrem Beruf genug Leid und Elend und möchte sich nicht noch mehr davon auf Facebook ansehen. Sie äußerte Bedenken über die Art und Weise, wie einige ihrer Kollegen sich in den sozialen Medien präsentieren, insbesondere über “Doc Caro” war sie nicht gut zu sprechen. Sie findet das ständige Zur-Schau-Stellen von sich selbst fragwürdig, was sie aber als einen festen Bestandteil von Social Media sieht.

Peter nickte zustimmend und äußerte seine Besorgnis über die Gesundheit der heutigen Jugend, die hauptsächlich online lebt und sich kaum bewegt. Er sorgt sich um die Zukunft der Menschheit, wenn alle nur noch virtuell kommunizieren und keine sozialen Kompetenzen mehr entwickeln. Er fragte mich, ob ich ihm nicht zustimme. Ich zögerte und erklärte, dass ich beide Seiten verstehen kann. Social Media bietet sowohl Chancen als auch Risiken, und es kommt darauf an, wie man sie nutzt.

Ich selbst nutze Social Media beruflich, gerne auch privat zur Information oder Unterhaltung, aber es kann auch anstrengend sein. Dann brauche ich eine Pause und freue mich darauf, Freunde zu treffen. Wir gehen zusammen auf Lesungen, Konzerte, Partys, ins Theater, Kino, zu Fußballspielen oder einfach gemütlich zum Stammtisch in unserer kleinen Bar. Ich erwähnte noch, dass in unserer Jugend den Menschen, die heute in sozialen Netzwerken schlechte Stimmung verbreiten oder Hasskommentare schreiben, einfach kein Raum gegeben wurde. Entweder wurden sie ignoriert oder es gab Konsequenzen für ihr Verhalten. Heute können sie anonym im Internet agieren. Für mich sind das Feiglinge!

Ich sah mich in der kleinen Bar um, lächelte in unsere Runde und sagte: “Ach, Freunde, egal. Der Himmel ist blau, das Wasser ist nass und die nächste Runde geht diesmal auf mich!” Anna hob ihr Glas: “Hört, hört! Darauf wollen wir anstoßen.” Die Zinnlöffel wurden mit einem klaren Weizenschnaps gefüllt und wie immer folgte der traditionelle Trinkspruch durch unsere Wirtin Gerda: “Ik seh di!” Heute war ich an der Reihe zu antworten: “Dat freut mich!” “Ik sup di to”, antwortete Gerda. “Dat do”, rief ich. “Prost!” Wir leerten alle unseren Zinnlöffel in einem Zug. “Ik heb di tosapen”, rief Gerda. Lachend antwortete ich: “Hest´n Rechten drapen!”

Max zückte sein Telefon und grinste dabei in die Runde: “Nun noch ein Selfie von uns!” Lautes Lachen erklang, als wir uns zum Gruppenfoto umarmten.Wir hatten noch viel Spaß, diskutierten lebhaft und lernten voneinander. Und wir stellten fest, dass Social Media nicht alles im Leben ist. Oder doch? Was denkt ihr? Schreibt mir gerne eure Meinungen.